Die Heilkraft des Wassers

Schon die antiken Kulturen der Griechen und Römer wussten um die natürliche Heilkraft des Wassers und verfügten über großzügige Badeanlagen zur Pflege von Körper und Geist. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich in weiten Teilen Europas eine ausgeprägte Thermalbade- und Kurkultur entwickelt, die im 19. Jahrhundert ihren Zenit erreicht hat. In den letzten Jahrzehnten erfreut sich das Thermalbaden wieder wachsender Beliebtheit, nachdem es zuvor etwas in Vergessenheit geraten ist. Dass Wasser in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen positive Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit hat, ist heute wissenschaftlich anerkannt.

Die natürliche Heilkraft des Wassers kann auf vielfältige Weise genützt werden, sei es in Form einer Thermalwasser-Badekur oder in Form von Trink-, Inhalations- oder Kneippkuren. In einer Zeit der zunehmenden Hektik, der ungesunden Lebensführung und des vermehrten Auftretens von Zivilisationskrankheiten wie Schmerzen des Bewegungsapparats, Übergewicht, Diabetes und psychosomatischen Beeinträchtigungen besinnen sich immer mehr Menschen auf die natürliche Kraft des Wassers.

Wasser entfaltet seine heilende Wirkung in allen seinen Aggregatzuständen. Seit jeher wird es nicht nur in seiner flüssigen Form, sondern auch als Eis oder Dampf zur Regeneration, aber auch zur Behandlung akuter wie chronischer Schmerzen oder zur Stärkung des allgemeinen Wohlbefindens und in der Gesundheitsprophylaxe eingesetzt.

Eine Badekur macht sich die Heilkraft warmer, mineralreicher Quellwässer zunutze. Dabei gibt es unterschiedliche Ausgestaltungen, die von bloßem Schwimmen im warmen Wasser über Unterwassermassagen bis zur Wassergymnastik reichen.

Thermalwasser, also Wasser, das mehr als 20 °Celsius misst, wenn es aus der Quelle tritt, kommt eine besondere Bedeutung zu. Es enthält eine Vielzahl gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe, wie Kohlensäure, Salz, Spurenelemente, Schwefel oder sogar radioaktive Elemente wie Radon oder Jod. Die Konzentration ist dabei so hoch, wie sie im normalen Grund- oder Oberflächenwasser nicht vorkommt. Diese Stoffe wirken auf unterschiedliche Weise, nicht jeder wirkt gegen alle Krankheiten und Beschwerden. Abgesehen von der heilenden Wirkung auf den Körper wirken sich Badekuren auch sehr förderlich auf die Psyche aus. Das warme Wasser entspannt Muskulatur wie Geist gleichermaßen, der Badende findet innere Ruhe, Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz sinken, was wiederum die Entspannung fördert - eine positive Spirale nach oben! Dazu kommt die zumeist ruhige und entspannte Atmosphäre in den Kuranstalten.

Wie gesagt, wirkt nicht jede Art von Thermalwasser bei jeder Erkrankung. Deshalb ist es wichtig, die Art der Badekur auf die jeweilige Krankheitsindikation abzustimmen. So sind beispielsweise Solewässer bei rheumatischen Erkrankungen gut geeignet, Schwefelwässer dagegen eher für Hauterkrankungen. Radonhaltige Heilwässer werden gerne bei Osteoporose, Erkrankungen der Gefäße, oder Stoffwechselerkrankungen eingesetzt.

In manchen Fällen können Badekuren aber kontraproduktiv bis gesundheitsgefährdend sein, zum Beispiel bei Herzerkrankungen oder Fieber. Wichtig ist daher immer, im konkreten Fall medizinisch abzuklären, ob eine Badekur, und wenn ja, welche für ein konkretes Krankheitsbild geeignet ist.

Wasser findet auch bei Trink- oder Kneippkuren Anwendung. Trinkkuren kommen vor allem bei Erkrankungen des Verdauungstrakts zum Einsatz und wirken sich heilend auf Schleimhäute aus. Bei Beschwerden der Atemwege oder des Bronchialsystems werden auch Inhalationen angewendet. Bei Kneippkuren wird mit kaltem Wasser gearbeitet, etwa durch Güsse oder Bewegung im Wasser, um das Kreislaufsystem und die Durchblutung zu stimulieren, sowie das Immunsystem zu aktivieren und dauerhaft zu stärken. Dieselben Ziele verfolgt abwechselndes Duschen mit kaltem und warmem Wasser.

Heilquellen gibt es in vielen Ländern Europas. Ungarn blickt auf eine jahrhundertelange Heilquellentradition zurück, gleiches gilt für Belgien, Frankreich, die Schweiz, Deutschland und Österreich. In all diesen Ländern sind über die Jahrhunderte Kurorte in der Nähe der heilenden Quellen entstanden. Man könnte sogar sagen, dass es ein diesbezügliches gemeinsames europäisches Kulturerbe gibt. Parallel zur Entstehung der großen und bekannten Thermalbäder hat sich ein eigener Tourismuszweig etabliert, der Kur-Tourismus. Er verbindet die Kur als medizinisch notwendigen Heilaufenthalt mit einem touristischen Rahmenangebot und hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt, der in vielen Regionen Wertschöpfung schafft. (su)

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