Mit Pokerface zum Erfolg: Darum ist die Psychologie beim Poker so wichtig

Eiskalt setzen, bluffen und den dicken Topf kassieren – das ist das Traumszenario vieler Pokerfans. Die Idee ist gar nicht mal so abwegig. Das clevere Kartenspiel ist nämlich nur am Rande von Glück beeinflusst und basiert in erster Linie auf mathematischem und psychologischem Verständnis.

Dabei ist das Pokerface, die unergründliche Miene, die dem Gegner keinerlei Aufschlüsse erlaubt, zum Sinnbild des Games geworden. Wer seine Gesichtszüge im Griff hat, soll seine Kontrahenten im Unklaren halten. Doch stimmt das wirklich? Nur bis zu einem gewissen Grad. Zwar sind verräterische Mimik und Gesten ein Nachteil, wenn es ums Pokern geht, aber erfahrene Zocker können auch andere Signale als nur Körpersprache deuten.

Das gilt am Live-Tisch genauso wie beim Online Poker, wo visuelle Hinweise von vornherein wegfallen. Rund eine Viertelmillion Deutsche zocken bevorzugt im Internet, und hier lassen sich auch am leichtesten die mathematischen und psychologischen Grundlagen trainieren.

Etliche der erfolgreichsten Zocker der Welt haben am Bildschirm das Pokerspiel bis ins Detail studiert. Obwohl Anfängerglück jedem passieren kann, gehört eine Menge Training dazu, um das Spiel wirklich zu beherrschen. Obwohl die Regeln binnen Minuten begriffen werden können, lernen die besten Zocker immer wieder etwas Neues dazu oder korrigieren schlechte Angewohnheiten, ehe diese sich allzu sehr einschleifen.

Wer weiß, welche Starthände sich überhaupt nur lohnen, hat einen guten Anfang gemacht. Im Gegensatz zu anderen Spielen ist das rechtzeitige Folden im Poker alles andere als eine Niederlage. Im Gegenteil: Schlaue Zocker nutzen die Gelegenheit, ihre Gegner in Ruhe zu studieren. Wer sich jeden einzelnen Spielzug notiert und diese hinterher analysiert, kann mit genügend großen Datenmengen zum Beispiel feststellen, welche Spieler übervorsichtig sind und sich leicht ins Bockshorn jagen lassen, wer sich regelmäßig überschätzt oder wer wild drauflos blufft. Diese Analyse sollte auch aufs eigene Spiel ausgedehnt werden, um an den persönlichen Schwächen zu arbeiten und Stärken weiter zu verbessern.

Die beim Pokern gewonnenen Einblicke in die Köpfe der Kontrahenten lassen sich meist auch im Alltag gewinnbringend einsetzen. Wer im Berufsleben weiß, wann jemand seine Ankündigungen ernst meint oder wer bei Verhandlungen mit seinen Fakten schummelt, hat einen deutlichen Vorteil, weil er seine Reaktionen besser anpassen kann.

Nervenstärke gehört ebenfalls zur Pokerpsychologie. Selbst die weltbesten Zocker können nicht immer gewinnen. Zu wissen, wann man aussteigen sollte, ist ein wichtiger Aspekt für den dauerhaften Erfolg am Kartentisch. Niederlagen sollten nie persönlich genommen werden. Mit Anstand verlieren lernen ist eine Kunst, die zum Pokerspiel dazu gehört. So groß gerade für Anfänger die Versuchung sein kann, das Blatt mit aller Macht und riskanten Einsätzen wenden zu wollen, so selten erweist sich das als gewinnende Strategie. Nicht umsonst heißt es „Neues Spiel, neues Glück“, wobei das neue Spiel durchaus an einem anderen Abend oder bei einem anderen Turnier stattfinden kann.

Obwohl beim Poker in erster Linie gegen die Menschen hinter den Karten und erst in zweiter Linie gegen deren Blätter angetreten wird, gibt es Tage, an denen das kleine Quäntchen Glück sich einfach nicht einstellen will.

Doch auch beim Gewinnen ist es wichtig, zu wissen, wann Schluss ist. Poker auf hoher Ebene erfordert ein erhebliches Maß an Konzentration und körperlicher Fitness. Lassen diese nach, sinken auch die Gewinnchancen.

Ehrliche Selbsteinschätzung ist ein weiteres Muss. Das gilt für die psychologischen Faktoren genau wie für die mathematischen Erfordernisse. Vor allem weniger erfahrene Spieler verlieren schnell den Überblick zwischen Soll und Haben. Statistisch gesehen neigen Zocker, die mehr Spiele gewinnen, dennoch dazu, höhere Verluste einzufahren, weil sie sich in Sicherheit wiegen lassen. Budgets, an die sich selbst bei den spannendsten Händen gehalten wird, helfen dabei, den Überblick zu behalten.

Die eigene Legendenbildung wird dadurch noch unterstützt. Ein Zocker, der selbst bei verlorenen Händen ruhig Blut bewahrt und seine Emotionen (und Finanzen) im Griff behält, wird fast automatisch als weitaus gefährlicherer Gegner angesehen als jemand, der sich seine Nerven anmerken lässt.

Manche Leute sind von vornherein entscheidungsfreudig und können Risiken gut einschätzen. Anderen fallen diese Dinge von Natur aus schwerer. Poker kann dabei helfen, diese Eigenschaften zu trainieren – weitere Aspekte, die genauso nützlich im normalen Leben sind.

Selbst, wenn ein Zocker nur zum gelegentlichen Freizeitspaß zu den Karten greift, erleichtert im Spiel trainiertes psychologisches Wissen den Erfolg. Und auch jenseits des Tisches lässt sich Nutzen daraus ziehen, wenn man andere Menschen und sich selbst besser einschätzen kann. Jemand, der sowohl ein guter Gewinner wie auch ein großzügiger Verlierer ist, mit Risiken umgehen kann und das Ego im Griff behält, hat von vornherein eine Menge gewonnen, selbst wenn die Karten einmal nicht so wollen.

Eiskalt setzen, bluffen und den dicken Topf kassieren – mit dem nötigen psychologischen und mathematischen Verständnis ist das durchaus möglich.

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