Von den mittelalterlichen Ursprüngen bis hin zur modernen Legalität ist die Geschichte der Prostitution in München eng mit den sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten der bayerischen Landeshauptstadt verwoben.
Während des Mittelalters war die Prostitution in München, wie in weiten Teilen Europas, nicht ausdrücklich verboten. Der moralische Einfluss der Kirche stigmatisierte jedoch diejenigen, die in diesem Gewerbe tätig waren, stark. Das Münchner Rotlichtviertel, das zunächst rund um das Sendlinger Tor entstand, wurde zu einem Anziehungspunkt für diejenigen, die Vergnügungen jenseits des gesellschaftlich Akzeptierten suchten.
Das 19. Jahrhundert läutete einen neuen Ansatz ein, als sich die Behörden mit der Regulierung des ältesten Berufsstandes inmitten des rapiden städtischen Wachstums auseinandersetzten. Im Jahr 1809 unternahm München einen Schritt zur Entkriminalisierung der Prostitution. Diese Reform war eine pragmatische Einsicht in die Unmöglichkeit ihrer vollständigen Ausrottung, und die Stadt richtete regulierte Toleranzzonen ein. Diese umgangssprachlich als "Mädchenkaserne" bezeichneten Bordelle wurden eingerichtet, um die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten zu kontrollieren und zu überwachen und die öffentliche Ordnung zu wahren.
Das 20. Jahrhundert war eine Zeit der starken Kontraste. Während der Weimarer Republik (1919-1933) florierte die Sexarbeit in München, ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Liberalisierung dieser Zeit. Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus änderte sich die Situation jedoch schlagartig. Die Nazis betrachteten Sexarbeit als einen Affront gegen die rassische Reinheit und die arischen Werte, was zu einem harten Vorgehen gegen Prostitution und zur Ausbeutung von Sexarbeiterinnen in Konzentrationslagern führte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte München mit der Wiedereingliederung der Prostitution in eine Gesellschaft, die aus ihren Trümmern wiederaufgebaut wurde. In den 1970er Jahren reagierte die deutsche Regierung auf den zunehmenden Reformdruck und entkriminalisierte die Prostitution bundesweit. Die Gesetzgebung trug jedoch kaum dazu bei, das Stigma, das den Beruf umgab, zu beseitigen.
An der Wende zum 21. Jahrhundert veränderte sich die Landschaft der Münchner Sexindustrie erheblich. Das deutsche Prostitutionsgesetz von 2002 legalisierte und regulierte den Beruf und sollte die Arbeitsbedingungen, den sozialen Schutz und die Rechte von Sexarbeiterinnen verbessern. Wie in anderen deutschen Städten entstanden auch in München große "Megabordelle", aber auch in Privatwohnungen und über Online-Plattformen ausgeübte Sexarbeit.
Trotz der gesetzlichen Anerkennung bleibt der Beruf umstritten. Kritiker argumentieren, dass das Gesetz aus dem Jahr 2002 die Ausweitung des Sexgewerbes begünstigt und zu mehr Menschenhandel und Ausbeutung geführt hat. Befürworter hingegen behaupten, dass die Legalisierung Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter gestärkt hat, da sie nun Arbeitsrechte und einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung haben.
Auch heute noch ist das Verhältnis Münchens zur Prostitution komplex und dynamisch und spiegelt das historische Pendel zwischen Toleranz und Tabu wider. Dieses Erbe, das von sozialen, moralischen und rechtlichen Fragen durchdrungen ist, prägt weiterhin den Diskurs über die Münchner Sexarbeitsbranche. Die Geschichte der Stadt bietet somit einen faszinierenden Einblick in die historische Entwicklung der gesellschaftlichen Einstellung zum ältesten Beruf der Welt.