Meine erste Begegnung mit dem Cafe Johannis in München
Als ich das Cafe Johannis in München vor einem Jahr zum ersten Mal betrat, fühlte ich mich in die 1970 er Jahre versetzt. Schwere Samtvorhänge zierten holzvertäfelte Wände, eine Jukebox trällerte Schlager aus längst vergangenen Tagen. An den grün gedeckten Holztischen saßen Schafkopf spielende Alteingesessene neben Gruppen junger, vergnügter Leute. Das frisch gezapfte "Helle" war sicher nicht unschuldig an dieser oberbayrischen Idylle. Gegessen wurde dazu mit Vorliebe, Toast Hawaii, mehr Hommage an die 70er Jahre geht nicht, dachte ich mir. Scheinbar hatte ich eine Kneipe entdeckt, die diesen typischen, urbayrisch-kultigen Charakter hatte. Den kannte ich aus Filmen wie "Winterkartoffelknödel" oder "Grießnockerlnaffäre". In denen gefiel es mir, wie Jung und Alt, Schickimickis und Chaoten, Geschäftsmänner und Studenten eine gemeinsame Unterhaltungsbasis fanden und sich prächtig miteinander amüsierten. Und diese urige Atmosphäre begegnete mir im Cafe Johannis in Haidhausen wieder.
Eine Welt für sich
Hier im Cafe Johannis feiert man den Stilbruch und schert sich nicht um Einrichtungstrends. Die originalen Stühle aus den 1950 er Jahren sind rot bezogen und bilden eine gediegene Einheit zu den weiß-grün gedeckten Holztischen. Aus der riesigen Matterhorn-Fototapete könnte jeden Moment der wahrhaftige Bayernkönig Ludwig II heraustreten und eine kleine Aufführung darbieten. Gleich daneben aus einer Ecke lächelt der junge Elvis rüber. Die Szenerie passt zu Helmut Dietls Kultserie "Monaco Franze". Ein Gemälde fällt besonders auf; es ist der Wirt selbst, der hier in einen blau-rot-weißen Hermelin-Gewand zu königlichen Ehren kommt. Es habe jemand die Zeche nicht zahlen können, und ihn dafür das Bild geschenkt, sagt er. Olaf Schmidt heißt der charismatische Wirt, der hier von vielen "Olafius" genannt wird. Er führt das Cafe Johannis nun seit mehr als 20 Jahren. Der ehemalige Kellner übernahm es von der fast 90 jährigen Vorbesitzerin. Sie schaut gerne noch herein und erzählt fesselnde Geschichten, aus den frühen 20 er/30 er Jahren, als die Kultkneipe zu den ersten Frühlokalen zählte. Olafius bringt alle zusammen, Herrengedecke neben DJ-Tunes, das gibt es nur hier. Nicht umsonst ist diese Kultkneipe Drehort des Musikvideos der Band Blumentopf geworden, in dem Günther Sigl seine alternde, skandalträchtige "Rosi" besingt. Berühmte Gesichter schauen auch gelegentlich vorbei und bieten Lesungen, Konzerte oder wahnsinnige Faschings-und Afterwiesnsausen. Das Cafe Johannis ist eine Welt für sich.
Das Essen im Cafe Johannis
So bunt gemischt wie die Gäste des Cafes Johannis, ist auch die Speisekarte des Lokals. Auf einer Tafel vor der Bar werden die täglichen Spezialitäten angepriesen. Flammkuchen dampfen noch, wenn sie aus der Küche kommen und die Schinkennudeln bereitet ein Sternekoch zu. Die Kässpatzen werden hochgelobt und das Toast Hawaii ist kultiger Dauergast auf der Speisekarte. Burger stehen seit einigen Jahren ebenfalls zur Auswahl. Die Portionen sind groß und die Preise angemessen. (su)