Literaturhaus Oskar Maria (München)


Literaturhaus Oskar Maria (München) Literaturhaus Oskar Maria (München)

Fotos stadtgui.de

Die im Literaturhaus befindliche Brasserie OskarMaria am Salvatorplatz in der Münchner Altstadt wirkt beim Betreten weltoffen und mondän. Der hohe Saal mit seiner großen Fensterfront und der verspiegelten Rückwand ist großzügig und doch charmant. Die Atmosphäre ist einladend und auch die Speisekarte ist vielversprechend. In diesem großstädtischen Flair fühlen sich Freigeister wie Künstler und Kaffeehausphilosophen vermutlich zu Hause. Ihren Namen verdankt die Brasserie dem lange Zeit in München lebenden Schriftsteller Oskar Maria Graf (1894 - 1867), der hier zum Literaten und Rebellen heranreifte und dessen Werk von den Umbrüchen seiner Zeit geprägt war.

Die Mittagszeit ist vorüber, aber die Brasserie ist immer noch gut besucht. Das Publikum ist gemischt. Es scheint Stammgäste zu geben, aber auch Touristen, Studenten, Anwälte und Bänker sowie Künstler und Literaten, soweit man das dem Anschein nach beurteilen kann. Einen Platz haben wir schnell gefunden und auch ein Kellner lässt nicht lange auf sich warten. Das Personal ist freundlich, aber nicht anbieternd. Wir erbitten uns etwas Zeit, denn wir wollen erst einmal die Atmosphäre auf uns wirken lassen und die Speisekarte eingehend studieren. Eine nähere Betrachtung gebührt auch dem Denkmal von Oskar Maria Graf, das die 1950 in Ohio geborene und in New York lebende Installationskünstlerin Jenny Holzer hier in einer würdigen Kulisse in Szene gesetzt hat. Holzer hat dafür Prosa von Oskar Maria Graf ausgewählt, die sich auf den Steintischen vor der Brasserie, auf den Lederbänken im Lokal selbst, auf einem elektronischen Laufband oberhalb der Bar, auf dem Geschirr und sogar auf den Tischsets wiederfindet. Die viel besprochene Installation hat die Stadt München in Auftrag gegeben. Der geneigte Gast wird inmitten der Sätze aus Grafs Werk selbst zum Teil der Installation. "Mehr Erotik bitte!" steht da, oder auch "Heut is doch ganz München da, da wär doch was zu machen!". Inspirierend ist das in jedem Fall. Dass eine New Yorker Künstlerin diese Aufgabe übernahm ist insofern konsequent, weil Oskar Maria Graf in den späten 1930 Jahren in den USA Asyl fand und schließlich in New York verstarb. Doch wenden wir uns nun den leiblichen Genüssen zu.

Die Brasserie OskarMaria hat sich einer regionalen, saisonal ausgerichteten Küche verschrieben. Die Küche ist bayrisch mit französisch anmutender Verfeinerung. Ursprüngliches und zeitgemäßes gehen hier spielerisch zusammen. Die Pommes Frites sind hausgemacht und das Rindfleisch liefert das nahegelegene Hofgut Polting. Gebraten wird es so, wie der Gast es wünscht. Der Käse kommt vom Tölzer Kasladen. Das Wildfleisch liefert der Wirt Dino Klemencic selbst. Selbst die vegetarischen Gerichte können sich sehen lassen, denn sie sind komplex und fein im Geschmack. Alle Speisen, ob Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse, wechseln entsprechend der Jahreszeiten und saisonalen Gegebenheiten. Nur ein paar Gerichte werden immer angeboten, weil das Stammpublikum es so wünscht. Dazu gehören ein Boeuf Tatar, die Bouillabaisse an jedem Freitag und die Quiche. Mittags gibt es immer eine Tagespasta und ein Tagesrisotto. Die Weinkarte überzeugt uns ebenfalls. Bekannte Weingüter aus dem In- und Ausland sind vertreten und der Gast hat die Wahl zwischen verschiedenen Preislagen. Alles können wir natürlich nicht probieren bei einem einzigen Besuch im OskarMaria.

Wir entscheiden uns schließlich für das Charolais Rinderfilet mit gegrillter Tomate, Pommes Frites und Sauce Bérnaise, den Heilbutt mit Senfkohl, Sauce Bérnaise und Erbsenstampf und einen Ceasar's Salad mit Parmesan-Chip, Croutons und Datterini-Tomaten. Dazu gibt es einen leichten Riesling aus dem Rheingau, auch wenn das stilistisch nicht mit dem Rinderfilet zusammengeht. Doch es ist ein sonniger Tag und es ist noch recht früh. Da bestätigen Ausnahmen die Regel. Alles schmeckt ausgezeichnet und wir wollen wirklich nicht nach einem Haar in der Suppe suchen. Wir bleiben insgesamt über drei Stunden. Später gibt es noch Kaffee und eine hausgemachte Apfeltarte mit Sahne. Es ist keine Minute langweilig gewesen bei dem regen Publikumsverkehr und den sinnreichen Zitaten von Oskar Maria Graf. Wir kommen ganz bestimmt wieder, um uns weiter durch die Karte zu probieren. Aber dann hat diese ja schon wieder gewechselt. Wie schade, haben wir doch noch so manch anderes Gericht vor unserem kulinarischen Auge gesehen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist gehoben, doch es hat uns überzeugt. Die Brasserie OskarMaria fährt übrigens ein Rundumprogramm. Wer möchte, kann hier bereits sein Frühstück einnehmen oder es sich nach einem ausgedehnten Abendessen noch an der Bar bei einem Drink gut gehen lassen. Und eine Etage darüber gibt es jede Menge Kultur, vor allem Lesungen bekannter Literaten.

Der lichte Raum im Erdgeschoss des Literaturhauses bietet insgesamt Platz für 220 Gäste. In dem großzügigen Raum befand sich einst eine Markthalle und in den Räumen darüber wurden Kinder unterrichtet. Der Umbau zum Literaturhaus war 1997 abgeschlossen und München hat einen Lieblingstreffpunkt dazu gewonnen. Das Restaurant wurde ganz im Stil eines klassischen Kaffeehauses konzipiert und das Konzept ist aufgegangen. Im Jahr 2007 wurde das Kaffeehaus zur Brasserie und das Publikum hat diesen Schritt dankend angenommen. Hier kann man das Gewimmel genießen, aber sich auch ganz auf seine eigenen Gedanken konzentrieren. (su)

Steckbrief


Literaturhaus Oskar Maria
Salvatorplatz 1, 80333 München

Tel. (089) 29196029, Fax. (089) 29196028, www.oskarmaria.com

Öffnungszeiten
Montag-Samstag 10.00 - 1.00 Uhr
Sonntag 10.00 - 19.00 Uhr

Kommentare (0):

Es sind noch keine Einträge vorhanden, schreiben Sie jetzt den ersten Kommentar!
Seite:

neuen Kommentar verfassen:

Name: *

E-Mail: (kein Pflichtfeld)

Kommentar: *

Spamschutz: *
Wieviel ist zwei plus acht?
(Das Ergebnis bitte als Zahl eingeben)

Eintragen!

* Pflichtfelder Wenn Sie Ihre E-Mail Adresse nicht veröffentlichen möchten, lassen Sie das Feld einfach leer!

Nutzungsbedingungen der Kommentarfunktion
Die Kommentarfunktion gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Meinung zu einem Artikel zu schreiben - unmittelbar und ohne vorherige Registrierung. Bitte halten Sie Ihren Kommentar sachlich und fair. stadtgui.de übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der Beiträge und behält sich vor, beleidigende, rechtswidrige oder nachweislich unwahre Beiträge zu löschen. Sollte ein Kommentar aus Ihrer Sicht gegen diese Regeln verstoßen können Sie diesen unter mail(at)stadtgui.de melden.